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SPD-RUNDGANG
Zweckeler benennen etliche Sorgen in ihrem Stadtteil
Maximilian Wiescher29.07.2018 – 17:25 Uhr
Zu einem informativen Rundgang durch den Ortsteil Zweckel machten sich Mitglieder der SPD Zweckel am Samstag auf den Weg. Das alte Stellwerk war eine Station, die SPD möcht es erhalten.
Zu einem informativen Rundgang durch den Ortsteil Zweckel machten sich Mitglieder der SPD Zweckel am Samstag auf den Weg. Das alte Stellwerk war eine Station, die SPD möcht es erhalten.
Foto: Lutz von Staegmann
GLADBECK. SPD-Ortsverein schaut sich bei einem informativen Ortsteilrundgang die „Baustellen“ im Ortsteil an. Im Visier: Radweg, Bahntrasse, Zechensiedlung
Sechs Mitglieder des SPD-Ortsvereins starten am Samstagvormittag vom Zweckeler Awo-Gebäude, um mit Anwohnern über Probleme zu sprechen, die ihnen in ihrem Stadtteil unter den Nägeln brennen. Der Weg zum ersten Dauer-Ärgernis ist nicht weit: Anlieger der Feldhauser Straße geraten immer wieder in Konflikt mit Radfahrern, die dort auf dem Gehweg fahren.

Dies ist offiziell nicht mehr erlaubt, „aber die Leute sind es halt gewohnt, hier mit dem Rad zu fahren“, erklärt Werner Eihoff vom SPD-Ortsvereinsvorstand. Nur wenige Schritte von den Haus- und Ladeneingängen entfernt erinnert die etwas dunklere Farbe der Pflastersteine daran, dass diese Hälfte des Gehwegs früher einmal dem Radverkehr diente. „Manche sind sehr rücksichtslos und kommen richtig mit Tempo an. Es kann richtig gefährlich werden, wenn man hier aus dem Haus oder aus einem Laden herauskommt.“

Das Radfahren auf dem Fußweg muss verboten werden

“Vor Jahren wurde hier mal eine Fußgängerin von einem Fahrrad angefahren“, ergänzt eine Anwohnerin, „davon hat sie auch in einer Bürgerversammlung berichtet, danach wurde das Radweg-Schild abmontiert. Mehr ist bisher nicht passiert. Das Radfahren auf dem Fußweg muss endlich explizit verboten werden“, fordert sie. Norbert Dyhringer, Ratsmitglied und Vorsitzende der Zweckeler SPD, kündigt an, sich der Sache anzunehmen: „Problem erkannt, wir sind dran.“

Auf ein weiteres Dauerärgernis weist Jens Bennarend, Mitglied im Ortsvereinsvorstand und SPD-Stadtverbandschef, an der Treppe zur Bahnstation hin: „Bei ‚Gladbeck putzt‘ machen wir jedes Mal hier sauber, trotzdem sieht es hier immer in kürzester Zeit wieder aus wie Sau.“ Ein weiterer Mülleimer an der Treppe, so Bennarend, würde „schon viel bewirken“.

SPD Zweckel will das alte Bahn-Stellwerk erhalten

Die neuen elektrischen Signale für das neue Stellwerk in Zweckel liegen zur Installation schon bereit.
Die neuen elektrischen Signale für das neue Stellwerk in Zweckel liegen zur Installation schon bereit.

An der Bahnlinie in Zweckel finden die SPD-Ortsteilwanderer nicht nur unansehnliche Ecken, sondern auch ein echtes Schmuckstück: eines der letzten mechanischen Bahn-Stellwerke Deutschlands. Von dem über 100 Jahre alten Gebäude zwischen Haydnstraße und Gleis beobachtet nach wie vor ein Bahnwärter die Strecke und verstellt mit großen Hebeln und Seilzügen die Weichen und Signalarme. Doch die Tage dieser Sehenswürdigkeit sind gezählt: Direkt daneben steht das neue elektrische Stellwerk kurz vor der Fertigstellung. Die elektrischen Signale, die die traditionellen mechanischen Signale ersetzen sollen, liegen bereits einbaubereit an der Baustelle.

„Weil das alte Stellwerk so einen Museumscharakter hat, wollen wir es natürlich erhalten“, berichtet Dyhringer, „jetzt wollen wir wissen, was damit passiert. Wir haben uns Ende Mai an die Deutsche Bahn gewandt und warten seitdem auf Antwort. Wir befürchten schon, dass die Bahn das Stellwerk vergammeln lässt.“

Schlägel- & Eisensiedlung bleibt ein Dauerpatient

Ein regelrechter „Dauerpatient“ der Lokalpolitiker ist die Siedlung Schlägel und Eisen: Von der ehemaligen Werkssiedlung der Zweckeler Zeche sind nur noch leer stehende Ruinen übrig geblieben, übersät mit Graffiti, Müll, Bauschutt und Glasscherben, dazwischen meterhohes Unkraut. „Die Siedlung wurde schon mehrmals verkauft, zuletzt an einen Investor aus Marl“, erklärt Dyhringer, „aber als der Pleite gegangen ist, war hier die Verzweiflung groß.

Die Stadt kann nichts tun, weil die ganze Siedlung Privatgelände ist.“ Aber seit langem steht die Bedingung der Stadt – das gilt für jeden Investor – , dass bei einer Sanierung der ursprüngliche Zuschnitt der Siedlung erhalten bleiben soll. Der nächste Eigentümer der Siedlung dürfe also die Wohndichte nicht erhöhen und keine zusätzlichen Gebäude bauen. „Laut Stadt steht der Vertragsschluss mit einem neuen Investor kurz bevor“, so Dyhringer weiter. Einen Namen, einen Kaufpreis oder eine Frist habe die Stadt bisher aber nicht genannt.

WAZ 29.07.2018